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Leo Babauta • 24 Jan 2016 • 4 Min zu lesen

Was ich in einem Knife Defense Selbstverteidigungskurs gelernt habe

Ich habe am vergangenen Wochenende einen Knife Defense Selbstverteidigungskurs mit Messern gemacht, zusammen mit meinem Freund Jesse, und es war viel härter als ich erwartet hatte.

Du fragst dich jetzt vielleicht, was macht ein friedlicher Typ wie Leo in einem Messer-Selbstverteidigungskurs?

Es gibt viele Gründe, aber Neugier war der wichtigste. Ich wollte mit Jesse etwas schönes zusammen machen, und er wollte diesen Kurs bei Triple Aught Design machen, und das hörte sich interessant an.

Also habe ich den Kurs gemacht, und es war anstrengend. Harte Übungen für zwei sehr volle Tage. Aber es war auch erstaunlich - ein Weltklasse Trainer (Craig Douglas) der uns sehr praktische Handgriffe beigebracht hat, die wir wieder und wieder geübt haben bis wir sie unter Druck ausführen konnten. Ich habe an diesem Wochenende mehr gelernt als an beinahe jemals an zwei anderen Tagen, an die ich mich erinnern kann. Dieser Kurs ist nicht für jeden, aber ich kann ihn sehr empfehlen.

Also, was habe ich gelernt? Ein paar unglaubliche Dinge:

Unbehagen überwinden: Das ganze Wochenende war unangenehm für mich. Anstrengung, Müdigkeit, Kämpfen mit Leuten die größer sind als ich, Übungen bei denen ich ins Gesicht gestochen wurde (ich hatte eine Schutzmaske, aber es war trotzdem beängstigend). Es gab viele Momente in denen ich einfach davon laufen wollte, weil ich mich unwohl gefühlt habe, aber ich habe gelernt dieses Unbehagen zu überwinden und dass ich diesem Unbehagen oder dem Wunsch, es zu vermeiden, nicht nachgeben muss.

Ich weiß sehr wenig: Ich wusste schon bevor ich diesen Kurs machte, dass ich überhaupt keine Erfahrung in Selbstverteidigung habe… aber mir war nicht bewusst, wie umfassend meine Ahnungslosigkeit war, bis ich diesen Kurs machte. Jetzt habe ich ein kleines bisschen Wissen, aber vor allem auch ein Bewusstsein von meiner umfassenden Ahnungslosigkeit. Das ist demütigend und gleichzeitig aufregend, weil es mir zeigt wie erstaunlich diese Welt ist… wie viel es zu lernen gibt, in so vielen verschiedenen Bereichen, wie viel es zu entdecken gibt. Ich könnte alle möglichen Dinge für die nächsten 100 Jahre studieren und lernen und wäre immer noch am Anfang der Möglichkeiten. Wow!

Du kennst eine Sache erst wenn du sie wieder und wieder gemacht hast: Wenn der Lehrer dir etwas erklärt, dann macht es Sinn und du denkst du verstehst das Konzept. Dann probierst du es aus und merkst, du verstehst es überhaupt nicht. Dann lernst du es zu tun, aber einige Dinge machst du immer noch falsch. Dann verbesserst du diese Dinge, aber du bemerkst dass du nicht weißt, wie du das alles zusammen setzen sollst. Es ist so interessant für mich zu sehen wie viel wir glauben zu wissen, aber wir haben keine Ahnung. Wenn du etwas wieder und wieder übst dann kommst du aber näher an dieses Wissen.

Du kannst achtsam sein inmitten von Chaos: Wenn zwei Leute dich gleichzeitig angreifen und du ganze viel Information gleichzeitig verarbeiten musst, dann kann das chaotisch und überwältigend sein. Leute schreien dich an, stechen dir ins Gesicht (Maske), ein anderer großer Typ verpasst dir heftige Schläge mit Boxhandschuhen… und doch kannst du inmitten dieses Chaos Achtsamkeit finden. Du kannst präsent sein, egal wie gestresst oder verängstigt du bist. Das trifft natürlich für das ganze Leben zu, und natürlich benötigt das Übung, wieder und wieder.

Angst wird am besten körperlich erlebt: Es gibt diesen Moment wenn die Angst dich überwältigt und du einfach nur aufhören willst. In diesem Moment kannst du weglaufen und die beängstigende Situation vermeiden… oder du kannst dich in deinen Körper begeben und bemerken wie sich die Angst anfühlt, physisch, in deinem Körper. Es ist keine Sache, die nur in deinem Kopf passiert - es passiert auch in deinem Körper. Wenn du präsent bleiben kannst mit dieser Angst, dann kannst du realisieren, dass es nur eine körperliche Empfindung ist, so wie ein Muskelkater nach dem Sport oder ein kleiner Hungerstich. Es ist nicht so schlimm. Du kannst handeln, auch wenn du dieses Gefühl hast, genauso wie du auch mit Muskelkater noch laufen kannst.

Ruhe ist die beste Medizin: Nach dem Wochenende war ich wund und erschöpft. Ich habe beinahe drei Tage geruht. Ich bin ein bisschen gelaufen, vereinzelt ein bisschen gearbeitet, aber wirklich nicht viel. Es fühlt sich gut an etwas schwieriges und anstrengendes zu tun, und sich dann zu erholen.

Ich bin kein harter Typ, auch nachdem ich den Kurs gemacht habe. Ich hoffe ich muss mich nie verteidigen, ich hoffe ich muss nie ein Messer gegen jemanden einsetzen. Ich denke nicht, dass ich sehr viel weiß. Aber ich bin dankbar für die Erfahrung, und ich habe ein paar wertvolle Lektionen gelernt.

Danke an Craig und alle anderen großartigen Leute im Kurs. Ich hatte die Zeit meines Lebens.

Original von Leo Babauta: What I Learned From Taking a Knife Defense Class
Übersetzung von Valentin Umbach